Hallo liebe Freunde, hier mal wieder etwas aus der Rubrik „Neulich im Kloster“:
· Die Mönche standen ziemlich viel herum in ihrem Maulbronner Kloster.
· Auf dem Klo saßen sie dagegen in langer Reihe Schulter an Schulter.
· Und ihr Abt wusch ihnen bei Verfehlungen schon mal den Kopf – jeden Samstag aber die Füße!
Dies und mehr erzählte Gaby Lindenmann-Merz bei der Kloster-Sonderführung „ora et labora“.
Na das kann ja heiter werden, dachte ich, als sich die Klosterführerin als promovierte Kunst- und versierte Bauhistorikerin vorstellte. Und was soll ich sagen: Der Rundgang durch das bald 900 Jahre alte Gemäuer wurde wirklich heiter! Denn die Wissenschaftlerin hatte neben ihrem Fachwissen jede Menge coole Geschichten aus dem früheren Klosterleben zu erzählen.
Beginnen wir beim Hauptgeschäft zisterziensischer Ordensbrüder, dem Beten. Genauer gesagt, bei ihren Stundengebeten. Diese waren siebenmal am Tag und einmal in der Nacht Pflicht. Dazu zogen die Mönche in geordneten Reihen in das Chorgestühl in der Klosterkirche ein. Allerdings nahmen sie im „Gestühl“ nicht Platz, sondern mussten bei der Verrichtung ihrer Gebete und Gesänge die ganze Zeit stehen! Bestimmt konnten sie ein Lied davon singen, wie sehr das jahrein, jahraus in die Knochen geht.
Doch die Mönche durften auch ´mal in Reih´ Glied sitzen. Denn ihre gemeinsamen Toilettengänge waren wie die Gebetsstunden im fest getakteten Tagesablauf vorgegeben. Da konnte man sich nicht mal eben zur Verrichtung seiner Notdurft von der klösterlichen Gemeinschaft abmelden. Nein, auch hierbei schritten sie zur festgelegten Zeit in geordneten Reihen zur Tat. Nach dem Marsch zum Latrinenbau nahmen sie, der antiken Tradition öffentlicher Toilettenanlagen folgend, nebeneinander Platz. Nach Erledigung zog man zur Fortsetzung der Tagesgeschäfte weiter.
Strafe und Demutsübung – diese in eher lockerer Reihenfolge – waren ebenfalls wichtige Eckpfeiler im alltäglichen Klosterleben. Wer die strengen Ordensregeln verletzte, bekam seine angemessene Strafe: Nach der Morgenandacht wurde er im Kreise seiner Brüder öffentlich ermahnt, gescholten oder er bekam eine Strafe aufgebrummt; zum Beispiel tagelanges Alleinsein bei Wasser und Brot – oder in Stille fastend. Im Extremfall gab´s auch mal eine Tracht Prügel. Diese jedoch nicht mit einem dicken Stock, sondern mit der feineren Rute.
Zur Buße gesellte sich die Demut. Und diese mussten alle Mönche zeigen, sogar ihr oberster Vorgesetzter, der Abt. So wusch der Klostervorsteher, dem Beispiel Jesus´ folgend, zwölf seiner Klosterbrüder die Füße. Der Regel entsprechend hatte das immer samstags zu geschehen, wofür sich die wöchentlich Auserwählten wiederum in einer Reihe auf Bänken im Südflügel des Kreuzganges niederließen, um die Demutsgeste ihres Abtes zu empfangen. Nicht verwunderlich, dass die hartgesottenen Zisterzienser fürs Füßewaschen eiskaltes Wasser verwendeten. Doch einen kleinen Luxus gönnten sie sich doch: Bereits seit dem frühen 13. Jahrhundert, also so um 1220 herum, wandelten sie im Maulbronner Kreuzgang hinter verglasten Fenstern!
Das alles und noch mehr erfährt man als Klosterbesucher bei so einer Sonderführung. Und es ist klar, liebe Leserinnen und Leser, dass ihr einiges davon in meinem historischen Klosterroman „Das schwarze Geheimnis“ wiederfinden werdet!