Eine echte Überraschung bei meinen Roman-Recherchen: Im Kreuzgang des Klosters Maulbronn, dem Innersten der Klausur, an prominenter Stelle, findet sich ein Basilisk (siehe Foto)! Der hat nichts mit klösterlichem Leben, mit Glauben oder Gebet zu tun, sondern dient dazu, allgemein Unheil abzuwenden und speziell Dämonen zu bannen.
Dämonenangst im Kloster? Offensichtlich ja. Die Mönche hatten wohl die Befürchtung, dass fester Glaube und inniges Gebet allein nicht ausreichen, sich vor kreischenden Dämonen zu schützen. Also hat man einen Basilisken verbaut. Und zwar im westlichen Kreuzgang, vor der Küche zwischen Laien- und Herrenrefektorium.
Der Basilisk ist ein ganz schauriges Geschöpf. Auf dem Körper einer achtbeinigen Schlange sitzt der Oberkörper eines Hahns manchmal auch nur dessen Kopf. Und weil das Untier auch „kleiner König“ genannt wird, trägt er mitunter eine Krone. Bereits die berühmte Hildegard von Bingen erwähnte im 12. Jahrhundert Basilisken, die vom Mittelalter bis weit in die Neuzeit hinein als real galten.
So krass wie sein Aussehen, ist seine Geburt. Laut vorherrschender Meinung schlüpft der Basilisk aus einem dotterlosen Hühnerei, das eine Schlange oder Kröte in einem Misthaufen ausbrütet. Vielleicht hat er deshalb einen so übelriechenden Atem. Jedenfalls nistet sich die Kreatur in tiefen Brunnen – und noch schlimmer – selbst in Kellern von bewohnten Häusern ein.
Und spätestens jetzt wird´s schräg bis unverständlich: Zum einen dient der Basilisk den Maulbronner Zisterziensermönchen zur Unheils- und Dämonenabwehr – zum anderen ist der Basilisk für Menschen eine Riesengefahr. Das kleine Ungeheuer tötet nämlich jeden, den es sieht, auf der Stelle. Es sind seine roten Augen, die tödliche Strahlen aussenden.
Es gibt also keinen Schutz vor dem lebenden Schutzbringer gegen Dämonen. Man muss ihn töten! Das gelingt allerdings nur auf zwei Arten. Die erste: Man schafft es irgendwie, dem Basilisken – ohne dass man selbst getötet wird, einen Metallspiegel vorzuhalten, damit er seinen tödlichen Blick gegen sich selbst richtet. Die zweite beschreibt Bartholomaeus Anglicus, ein studierter Franziskanermönch. Demnach kann ein Wiesel, nachdem es von der Gartenraute, die eine heilende Wirkung besitzt, den Basilisken besiegen.
Bleibt zu erwähnen, dass der Aberglaube nicht nur im Maulbronner Kloster lebte, sondern auch an einem Kirchenhaus in der Umgebung sichtbar ist. In Form eines Basilisken, der an der Fassade der ehemaligen Schlosskirche St. Michael in Pforzheim wacht.
Seid gespannt, liebe Freunde, wo und wie der Maulbronner Klosterbasilisk in meinem historischen Roman über Bruder Anselm und „das schwarze Geheimnis“ auftauchen wird …